Hagrid, oh mein
flauschiger treuer Monsternarr! Wie sehr du mir aus der Seele
sprichst. Auch wenn wir Muggles selten gegen He-who-must-not-be-named kämpfen müssen, fühlen sich unsere Ängste und Sorgen doch oft so an, als würde uns Bubotublereiter über die Seele rinnen. Deswegen müssen wir Rubeus Hagrids Worte verinnerlichen, damit das, wovor wir die größte Angst haben, die Angst wird. Unser Irrwicht Dementorengestalt annimmt. Und wir einen Patronus erzeugen können, der sie vertreibt! EXPECTO PATRONUM! Nun, genug der Harry-Potter-Nerderei. Zurück zum Wesentlichen:
Gegen ein ewiges Sorgenmachen, Kopfzerbrechen, Rumgrübeln!
Denn was bringt es? Falten! Schlechte Laune! Kopfschmerzen! Und
wollen wir das? (alle im Chor:) NEIIIIIIIN! Also lasst uns dem
worrying einen feuchten Händedruck zum Abschied geben und die
Gelassenheit mit einer herzlichen Umarmung begrüßen. Lasst uns
einfach mal abwarten, bis die Zeit gekommen ist. Oder reif (Zeit &
Früchte gleichermaßen, denn unreife Früchte = igittigitt). Lasst
uns dem Heute nicht die Kraft rauben, nur weil das Morgen
(vielleicht-womöglich-eventuell) Sorgen mit sich bringen könnte.
Lasst uns einmal tief durchatmen, den Moment genießen und uns selbst
für unsere Panikmache ohrfeigen (metaphorisch oder real, je nach
Lust und Gelüsten). Lasst uns in die Luft springen, anstatt Gruben
zu graben. Lasst uns leben und uns nicht bekümmern. Und lasst uns
den Morgen abwarten, bevor wir ihm dem Teufel verschreiben. Denn was
kommt, wird kommen und wir werden es treffen, wenn es da ist. Amen!
'What's comin' will come and we'll meet it when it does."
Hagrid in Harry Potter und der Feuerkelch - J.K. Rowling
Eine vielbefahrene Straße, schwatzende Menschen, Autolärm – und mittendrin eine bunte Ausstellung von großen und kleinen, lauten und leisen Kunstwerken. Oftmals unbemerktstehen sie am Straßenrand und verspotten, kritisieren, hypnotisieren, erfreuen. Ein Projekt, das die Kraft hat, den Gang zum Supermarkt mit einem Schmunzeln und einem Augenzwinkern zu verschönern.
Writing Pictures - Schriftbilder
"Take another picture with your click click click click camera" Bishop Allen - Click, click, click, click
Mitten im Herzen einer großen, schmutzbedeckten,
lärmerfüllten Stadt irgendwo zwischen hier und jetzt, lebte ein Mann namens
Ephraim. Er war ein bescheidener Mensch, er brauchte im Grunde nicht viel, um
glücklich zu sein. Wenn er einmal in aller Herrgottsfrüh aufstehen musste, da
freute er sich über das erste Vogelgezwitscher des Morgens anstatt sich zu
beschweren. Auf der Straße lächelte er die Fremden an, auch wenn sie sein
Lächeln vielleicht nicht erwiderten. Er genoss jeden Bissen, den er aß, in vollen Zügen und wenn die Sonne auf sein Gesicht schien, da grinste er nur und war
zufrieden mit sich und der Welt. Und abends, wenn er allein in seiner kleinen
Wohnung saß, da trank er eine Tasse Tee und las ein Buch und das war ihm genug.
Doch eines Tages, als Ephraim wieder einmal mit den Vögeln aufstehen musste, geschah etwas merkwürdiges: anstatt die Spatzen zwitschern zu hören, nahm Ephraim nur verärgert wahr, dass er viel zu früh am morgen geweckt wurde.Er ging auf die
Straße, um zur Arbeit zu gehen, aber er hatte nicht wie sonst das Bedürfnis zu lächeln. Stattdessen sah er die
Menschen an sich vorübergehen und bemerkte ihre Angst und die Trauer in den
Augen. Er sah die Verzweiflung und den Hass, den Neid und auch die Wut. Er sog
all die negativen Gedanken ein, nahm sie in sich auf und verlor den Blick für
sein Glück. Je mehr Menschen er begegnete, desto größer wurde die
Unzufriedenheit, die an ihm nagte und sich festbiss. Geschäftsleute, Bettler,
Hausfrauen und Arbeiter, sie alle gingen an Ephraim vorbei und anstatt sie
anlächeln zu können, wie er es sonst immer tat, bohrte sich ihr Schmerz in ihn
hinein. Er hakte sich dort fest, ganz tief in ihm und ließ ihn nicht mehr los.
Ephraims Leben hatte sich von da an
schlagartig verändert. Auf einmal langweilte ihn sein Job, er war ihm zu eintönig und das
Gehalt zu mickrig. Er fing an, die Vögel zu hassen, die in so früh am Morgen zu
verspotten versuchten mit ihrem elenden Gesang. Er beneidete die Reichen und
empfand kein Mitleid für die Armen. Bücher und Tee waren ihm nicht mehr genug, er wollte mehr - mehr Platz, mehr Geld, mehr Anerkennung. Immer nur mehr mehr mehr. Sein Lächeln gefror zu einer schaurigen
Fratze und nichts konnte es wieder auftauen.
So verlebte Ephraim eine Zeit lang, ganz seiner Wut und
seinem Hass ergeben. In seiner Mittagspause ging er verdrießlich, wie er
geworden war, in den Park, um seinen fade schmeckenden Lunch einzunehmen. Die
Bank, auf der er saß, war ihm zu unbequem, die Sonne schien ihm unangenehm ins
Gesicht und das Geschrei der spielenden Kinder ging ihm auf die Nerven. Gerade
als er ganz entnervt sein Mittagessen wegwerfen und sich einen annehmbaren
Platz suchen wollte, da setzte sich eine Frau neben ihn auf Bank. Sie war durchschnittlich groß, hatte ganz
durchschnittliches braunes Haar und ein durchschnittlich sommersprossiges
Gesicht. Nein, es war nicht ihr Äußeres, das Ephraim davon abhielt, von dieser
Bank aufzustehen. Es war ihr Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte und
ihre Augen in ein Strahlen versetzte, dass Ephraim sich kurz fragen musste, ob
es wirklich die Sonne war, die ihn so blendete. Die Frau beobachtete die
Kinder, wie sie Fangen spielten und lachte ab und zu, wenn ein Kind geschnappt
wurde. Ephraim beobachtete sie verstohlen dabei und versuchte zu begreifen,
warum die spielenden Kinder sie so glücklich machten. Ihre Zufriendenheit war wie eine verschwommene Erinnerung an vergangene Zeiten. Er war wie in Trance, als
sie plötzlich aufstand. Sie sah Ephraim an und lächelte ihm kurz zu, dann ging
sie ihres Weges. Ephraim saß noch lange da, das Funkeln dieser grünen Augen
immer im Gedächtnis.
Seit dieser wunderlichen Begegnung kam Ephraim jeden Tag zur gleichen Zeit in diesen
Park, an diese Bank, nur um das Mädchen mit den Funkelaugen wiederzusehen. Es
dauerte viele Tage und Wochen und gerade als er den kleinen glänzenden Schimmer
in ihm begraben wollte, da setzte sie sich wieder neben ihn auf die Bank im
Park. Sie hatte ein langes grünes Kleid an, das im Wind flatterte. Sie legte
eine Packung Donuts neben sich auf die Bank und strich sich die Haare aus dem
Gesicht. Sie musste wohl bemerkt haben, dass Ephraim sie ansah, denn sie drehte
sich zu ihm um und lächelte in sein verdrießlich dreinblickendes Gesicht.
Ertappt sah Ephraim schnell zu der Box mit den Donuts hinunter. „Sie sind
eigentlich für meinen Neffen bestimmt“, sagte das Mädchen und tippte mit dem
Finger auf das Gebäck „aber meinen Sie, es würde ihm auffallen, wenn zwei
fehlten?“ Sie kicherte, öffnete die Donutverpackung und streckte sie Ephraim entgegen. „Hier, nehmen Sie einen. Ich werde
meinem Neffen erzählen, zwei Eichhörnchen hätten sie mir stibitzt“ Sie grinste. Ephraim zögerte. Doch als er in ihre strahlend grünen Augen blickte, war es, als würde etwas in ihm zerbrechen. Als hätte ihr Lächeln seinen Schmerz aufgesogen wie ein Schwamm. Er spürte, wie der ganze Verdruss der letzten Zeiten, all
der Hass und die Missgunst sich verflüchtigten. Sein ganzer Körper löste sich von
der Anspannung und wurde federleicht ohne die grausigen Gedanken im Kopf. Er
hörte die Kinder spielen und erfreute sich an ihren Rufen. Die Vögel zwitscherten ihre Melodien und er bekam plötzlich Lust, mit ihnen zu pfeifen. Die Sonne schien in sein Gesicht und er schloss die Augen, um die Wärme zu genießen.
Ephraim begann zu lächeln
und dieses Lächeln war so breit, so ehrlich und so überfällig, dass es erst
zu einem Kichern und schließlich zu einem ausgewachsenem Lachen wurde, dass
Ephraim sich den Bauch halten musste, um nicht von der Bank zu kippen. Und das
Mädchen, als hätte sie verstanden, stimmte in sein Lachen mit ein und so lachten
sie und lachten sie und aßen ihre Donuts und lachten und lachten, bis sie nicht
mehr konnten.
Von diesem Tag an wich Ephraim dem Mädchen mit den
Funkelaugen nicht mehr von der Seite. Und immer wenn er in alte Muster zu
fallen droht, wenn die Unzufriedenheit ihre scharfen Klauen in seine Brust krallen will und der Groll in seinem Magen grummelt, dann sieht er in ihre strahlend grünen Augen und ihr lächelndes Gesicht
und dann erinnert er sich an die kleinen Dinge, die sein Leben funkeln
lassen.
"We're born with millions of little lights shining in the dark"
Passenger - All the little lights
Sonntag, 19. Juli 2015
Mị|mi|k|ry
Substantiv, feminin
(engl. mimicry = die Nachahmung)
1. (Zoologie) die
Anpassung wehrloser Tiere an die Farbe oder Gestalt gefürchteter, wehrhafter Tiere. 2. (Psychologie) das
Phänomen der unbewussten und automatischen Nachahmung von anderen Menschen. 3. (Worldwideweb) ein Blog über Gedanken,
Geschichten, Fantasie und Marmeladenglasmomente.
Absolutes Stylingvorbild in Sachen Mimikry: die Hummel