Freitag, 7. August 2015

"What's comin' will come and we'll meet it when it does"

Hagrid, oh mein flauschiger treuer Monsternarr! Wie sehr du mir aus der Seele sprichst. Auch wenn wir Muggles selten gegen He-who-must-not-be-named kämpfen müssen, fühlen sich unsere Ängste und Sorgen doch oft so an, als würde uns Bubotublereiter über die Seele rinnen. Deswegen müssen wir Rubeus Hagrids Worte verinnerlichen, damit das, wovor wir die größte Angst haben, die Angst wird. Unser Irrwicht Dementorengestalt annimmt. Und wir einen Patronus erzeugen können, der sie vertreibt! EXPECTO PATRONUM! Nun, genug der Harry-Potter-Nerderei. Zurück zum Wesentlichen:

Gegen ein ewiges Sorgenmachen, Kopfzerbrechen, Rumgrübeln! Denn was bringt es? Falten! Schlechte Laune! Kopfschmerzen! Und wollen wir das? (alle im Chor:) NEIIIIIIIN! Also lasst uns dem worrying einen feuchten Händedruck zum Abschied geben und die Gelassenheit mit einer herzlichen Umarmung begrüßen. Lasst uns einfach mal abwarten, bis die Zeit gekommen ist. Oder reif (Zeit & Früchte gleichermaßen, denn unreife Früchte = igittigitt). Lasst uns dem Heute nicht die Kraft rauben, nur weil das Morgen (vielleicht-womöglich-eventuell) Sorgen mit sich bringen könnte. Lasst uns einmal tief durchatmen, den Moment genießen und uns selbst für unsere Panikmache ohrfeigen (metaphorisch oder real, je nach Lust und Gelüsten). Lasst uns in die Luft springen, anstatt Gruben zu graben. Lasst uns leben und uns nicht bekümmern. Und lasst uns den Morgen abwarten, bevor wir ihm dem Teufel verschreiben. Denn was kommt, wird kommen und wir werden es treffen, wenn es da ist. Amen! 


'What's comin' will come and we'll meet it when it does." 
Hagrid in Harry Potter und der Feuerkelch - J.K. Rowling

Samstag, 25. Juli 2015

"Take another picture with your click click click click camera"



Eine vielbefahrene Straße, schwatzende Menschen, Autolärm – und mittendrin eine bunte Ausstellung von großen und kleinen, lauten und leisen Kunstwerken. Oftmals unbemerkt stehen sie am Straßenrand und verspotten, kritisieren, hypnotisieren, erfreuen. Ein Projekt, das die Kraft hat, den Gang zum Supermarkt mit einem Schmunzeln und einem Augenzwinkern zu verschönern.

Writing Pictures - Schriftbilder


















































"Take another picture with your click click click click camera" 
Bishop Allen - Click, click, click, click

Montag, 20. Juli 2015

"We're born with millions of little lights shining in the dark"

Mitten im Herzen einer großen, schmutzbedeckten, lärmerfüllten Stadt irgendwo zwischen hier und jetzt, lebte ein Mann namens Ephraim. Er war ein bescheidener Mensch, er brauchte im Grunde nicht viel, um glücklich zu sein. Wenn er einmal in aller Herrgottsfrüh aufstehen musste, da freute er sich über das erste Vogelgezwitscher des Morgens anstatt sich zu beschweren. Auf der Straße lächelte er die Fremden an, auch wenn sie sein Lächeln vielleicht nicht erwiderten. Er genoss jeden Bissen, den er aß, in vollen Zügen und wenn die Sonne auf sein Gesicht schien, da grinste er nur und war zufrieden mit sich und der Welt. Und abends, wenn er allein in seiner kleinen Wohnung saß, da trank er eine Tasse Tee und las ein Buch und das war ihm genug.
 
Doch eines Tages, als Ephraim wieder einmal mit den Vögeln aufstehen musste, geschah etwas merkwürdiges: anstatt die Spatzen zwitschern zu hören, nahm Ephraim nur verärgert wahr, dass er viel zu früh am morgen geweckt wurde. Er ging auf die Straße, um zur Arbeit zu gehen, aber er hatte nicht wie sonst das Bedürfnis zu lächeln. Stattdessen sah er die Menschen an sich vorübergehen und bemerkte ihre Angst und die Trauer in den Augen. Er sah die Verzweiflung und den Hass, den Neid und auch die Wut. Er sog all die negativen Gedanken ein, nahm sie in sich auf und verlor den Blick für sein Glück. Je mehr Menschen er begegnete, desto größer wurde die Unzufriedenheit, die an ihm nagte und sich festbiss. Geschäftsleute, Bettler, Hausfrauen und Arbeiter, sie alle gingen an Ephraim vorbei und anstatt sie anlächeln zu können, wie er es sonst immer tat, bohrte sich ihr Schmerz in ihn hinein. Er hakte sich dort fest, ganz tief in ihm und ließ ihn nicht mehr los.  

Ephraims Leben hatte sich von da an schlagartig verändert. Auf einmal langweilte ihn sein Job, er war ihm zu eintönig und das Gehalt zu mickrig. Er fing an, die Vögel zu hassen, die in so früh am Morgen zu verspotten versuchten mit ihrem elenden Gesang. Er beneidete die Reichen und empfand kein Mitleid für die Armen. Bücher und Tee waren ihm nicht mehr genug, er wollte mehr - mehr Platz, mehr Geld, mehr Anerkennung. Immer nur mehr mehr mehr. Sein Lächeln gefror zu einer schaurigen Fratze und nichts konnte es wieder auftauen.

So verlebte Ephraim eine Zeit lang, ganz seiner Wut und seinem Hass ergeben. In seiner Mittagspause ging er verdrießlich, wie er geworden war, in den Park, um seinen fade schmeckenden Lunch einzunehmen. Die Bank, auf der er saß, war ihm zu unbequem, die Sonne schien ihm unangenehm ins Gesicht und das Geschrei der spielenden Kinder ging ihm auf die Nerven. Gerade als er ganz entnervt sein Mittagessen wegwerfen und sich einen annehmbaren Platz suchen wollte, da setzte sich eine Frau neben ihn auf Bank.  Sie war durchschnittlich groß, hatte ganz durchschnittliches braunes Haar und ein durchschnittlich sommersprossiges Gesicht. Nein, es war nicht ihr Äußeres, das Ephraim davon abhielt, von dieser Bank aufzustehen. Es war ihr Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte und ihre Augen in ein Strahlen versetzte, dass Ephraim sich kurz fragen musste, ob es wirklich die Sonne war, die ihn so blendete. Die Frau beobachtete die Kinder, wie sie Fangen spielten und lachte ab und zu, wenn ein Kind geschnappt wurde. Ephraim beobachtete sie verstohlen dabei und versuchte zu begreifen, warum die spielenden Kinder sie so glücklich machten. Ihre Zufriendenheit war wie eine verschwommene Erinnerung an vergangene Zeiten. Er war wie in Trance, als sie plötzlich aufstand. Sie sah Ephraim an und lächelte ihm kurz zu, dann ging sie ihres Weges. Ephraim saß noch lange da, das Funkeln dieser grünen Augen immer im Gedächtnis.

Seit dieser wunderlichen Begegnung kam Ephraim jeden Tag zur gleichen Zeit in diesen Park, an diese Bank, nur um das Mädchen mit den Funkelaugen wiederzusehen. Es dauerte viele Tage und Wochen und gerade als er den kleinen glänzenden Schimmer in ihm begraben wollte, da setzte sie sich wieder neben ihn auf die Bank im Park. Sie hatte ein langes grünes Kleid an, das im Wind flatterte. Sie legte eine Packung Donuts neben sich auf die Bank und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie musste wohl bemerkt haben, dass Ephraim sie ansah, denn sie drehte sich zu ihm um und lächelte in sein verdrießlich dreinblickendes Gesicht. Ertappt sah Ephraim schnell zu der Box mit den Donuts hinunter. „Sie sind eigentlich für meinen Neffen bestimmt“, sagte das Mädchen und tippte mit dem Finger auf das Gebäck „aber meinen Sie, es würde ihm auffallen, wenn zwei fehlten?“ Sie kicherte, öffnete die Donutverpackung und streckte sie Ephraim entgegen. „Hier, nehmen Sie einen. Ich werde meinem Neffen erzählen, zwei Eichhörnchen hätten sie mir stibitzt“ Sie grinste. Ephraim zögerte. Doch als er in ihre strahlend grünen Augen blickte, war es, als würde etwas in ihm zerbrechen. Als hätte ihr Lächeln seinen Schmerz aufgesogen wie ein Schwamm. Er spürte, wie der ganze Verdruss der letzten Zeiten, all der Hass und die Missgunst sich verflüchtigten. Sein ganzer Körper löste sich von der Anspannung und wurde federleicht ohne die grausigen Gedanken im Kopf. Er hörte die Kinder spielen und erfreute sich an ihren Rufen. Die Vögel zwitscherten ihre Melodien und er bekam plötzlich Lust, mit ihnen zu pfeifen. Die Sonne schien in sein Gesicht und er schloss die Augen, um die Wärme zu genießen.

Ephraim begann zu lächeln und dieses Lächeln war so breit, so ehrlich und so überfällig, dass es erst zu einem Kichern und schließlich zu einem ausgewachsenem Lachen wurde, dass Ephraim sich den Bauch halten musste, um nicht von der Bank zu kippen. Und das Mädchen, als hätte sie verstanden, stimmte in sein Lachen mit ein und so lachten sie und lachten sie und aßen ihre Donuts und lachten und lachten, bis sie nicht mehr konnten.

Von diesem Tag an wich Ephraim dem Mädchen mit den Funkelaugen nicht mehr von der Seite. Und immer wenn er in alte Muster zu fallen droht, wenn die Unzufriedenheit ihre scharfen Klauen in seine Brust krallen will und der Groll in seinem Magen grummelt, dann sieht er in ihre strahlend grünen Augen und ihr lächelndes Gesicht und dann erinnert er sich an die kleinen Dinge, die sein Leben funkeln lassen. 








"We're born with millions of little lights shining in the dark"
Passenger - All the little lights


Sonntag, 19. Juli 2015



Mị|mi|k|ry  

Substantiv, feminin  
(engl. mimicry = die Nachahmung)

1. (Zoologie) die Anpassung wehrloser Tiere an die Farbe oder Gestalt gefürchteter, wehrhafter Tiere.

2. (Psychologie) das Phänomen der unbewussten und automatischen Nachahmung von anderen Menschen.

3. (Worldwideweb) ein Blog über Gedanken, Geschichten, Fantasie und Marmeladenglasmomente.




                                             Absolutes Stylingvorbild in Sachen Mimikry:
                                                                 die Hummel